Aber auch da muss man mal durch.

Schön, übrigens, Dich hier wieder mal zu sehen.

Man tut, was man kann. "Nett" ist übrigens böse.

So war's gemeint ;-))

zum problem werden, die nettigkeit. ich denke da an meine erfahrung als uni-assistentin zurück: da war ich immer die 'nette', was bei den studenten bedeutete dass man auch mit ausreden durchkam. hätte ich von vornherein ein weniger nettes (und tougherers) image gehabt, wäre vielleicht mehr disziplin das resultat gewesen, was ich mir manchmal gewünscht hätte.

Genau das meinte ich: Bist erst mal zu nett positioniert, dann ist es wirklich schwer, Qualität zu verlangen. Denn zu sagen: "Das, was Du abgeliefert hast, ist unter jeder Kritik." klingt in keiner Variante wirklich nett. Unter der Nettigkeit, die wie gesagt, ja nicht der aufrichtig liebevolle Umgang miteinander ist, verschwimmt das alles zu einer unbefriedigend diffusen Wabbeligkeit.

nettigkeit ist für mich nicht gleichbedeutend mit nachgiebig. nett bedeutet für mich eher so etwas wie freundlich, höflich, zuvorkommend. nett ist, wenn ich jemandem die türe aufhalte. nachgiebig ist, wenn ich mich nicht rechtzeitig abseile und für die zwanzig nachkommenden ebenfalls den türschani spiele. irgendwann muss ich den strich ziehen, da hört dann die allgemeine nettigkeit auf und mein "lebensnotwendiger" (sonst steh ich morgen noch an der tür) egoismus beginnt.

nur wer nett ist muss sich deswegen nicht gleich selber aufgeben. klar, gibt man dann manchmal mehr, aber man vergibt sich auch nichts dabei , wie ich meine, wenn man es aus einer überzeugten grundeinstellung macht und klare schlusslinien hat. die jedoch muss man für sich selber definieren und nicht durch andere definieren lassen oder sich gar überrumpeln lassen. dann beginnt der frust.

der nette mensch sacht: tats weh? der gute mensch leiht ihm nen tempo und dat böse mensch klaut ihm die geldbörse.

Ob ich wirklich "Nachgiebigkeit" gemeint habe und aus Versehen "Nettigkeit" geschrieben habe, kann ich jetzt nicht unterschreiben. Ich habe schon "Nettigkeit" gemeint, was im Übrigen auch nicht "Freundlichkeit" ist.

Jemand, der freundlich ist, muss nach meiner Definition nicht "nett" sein. Und mit "nicht nett sein" meine ich auch nicht, die persönliche schlechte Laune an seiner unmittelbaren Umwelt auszulassen, wann immer es passt. Es geht nicht darum, Leute nicht anzufahren, nur weil man sich schlecht fühlt. Es geht darum, dass Kritikfähigkeit verloren geht, wenn alles mit dem Schleim der Nettigkeit überzogen ist. Es geht nicht darum, die Person anzugreifen, sondern die Sache - etwa die Arbeit zu bewerten.

Meiner Erfahrung nach ist es zur diplomatischen Operation geworden, jemandem beizubringen, dass seine Idee wenig durchdacht (oder ein kompletter Holler) ist, dass jemand ein suboptimales Stück Arbeit abgeliefert hat usw. Es ist ein Tabu, jemandem ganz direkt und ohne Umschweife zu sagen, dass das, was man aus seinem Mund gerade gehört hat, mit einem gerüttelt Maß an Untertreibung Schwachsinn ist.

Wenn diese These stimmt, dann ist Nettigkeit Schuld am Qualitätsverfall (der Ideen, im Journalismus, in der Politik, der Verbindlichkeit zwischen den Menschen etc).

halte ich die Mauschelei, die wirtschaftlichen Interessen, unsichtbare Fäden an denen Politiker und Journalisten hängen. Nett sind sie - jedenfalls hierzulande - nicht zueinander. Ob ein F.J. Wagner in der Bildzeitung oder ein x-beliebiger Spitzenpolitiker in einer Polittalkshow. Das ist die Oberfläche, darunter wird gemauschelt, was das Zeug hält. Kein Zeitschriftenverlag kann sich an gewisse Themen heranmachen ohne wirtschaftliche Einbussen befürchten zu müssen. Harald Schmidt hat das in seiner Sendung mal erläutert, wie die Repressalien bei den TV-Sendern laufen. Da wird nicht gedroht, in einer bestimmten Sendung keine Werbung mehr zu schalten, sondern den Sender komplett zu boykottieren. Das kann sich wirtschaftlich keiner leisten.

Das gilt, meine ich, auch für Ideen und für die Verbindlichkeit zwischen den Menschen. Zuerst wird doch gefragt, wie kann ich die Idee vermarkten oder was nützt mir diese oder jener. Die Qualität interessiert bestenfalls in zweiter oder dritter Linie.

Nettigkeit ist für mich eine Qualitätsstufe im Umgang von Menschen miteinander. Dass sie einen grossen Einfluss auf die Qualität von Arbeit, Ideen usw. hat, bezweifle ich. Es dauert evtl. länger, bis der andere begreift, wenn Ideen nett abgelehnt werden. Damit liegt man jedoch voll im Trend. Schliesslich ist derzeit Entschleunigung angesagt. ;-)

liegst Du absolut richtig. Bloß wie? "Das Fernsehen hat alles flach geschossen", sagt ein Freund, "das Handy hat den Rest erledigt." Ein anderer stimmt ein: "Ständig elektrisch mit der Welt verbunden zu sein, macht Dich wahnsinnig."

E-Mail verflacht die Hierarchien. Leider hauptsächlich die Kommunikationshierarchien. Klick und schick. Nicht ein Brief, auf dessen Beantwortung man locker 'ne Woche oder zwei wartet. Handy düdeldidü Abheben oder Rückruf aber bitte dalli.

Das ist ein Thema für sich. Derzeit sprudeln mir die Themen nur so, ich komme mit dem Tippen kaum nach ...

Wo kommt das her? Vor allem die Einteilung in weiblich/männlich? Sind viele Männer dann "weiblich" (bzw. auch gelegentlich mal umgekehrt: Frauen "männlich")? Oder meinst Du, dass Nette entweder Frauen oder Männer sein können (wobei wir uns erinnern müssen, dass bekanntlich nicht alle Männer männlich sind, vlg Tarzan-Faktor, zumindest nich nach Ansicht aller anderen Männer und Frauen .... hmmm, ganz schön kompliziert, wa?

Du bist übrigens sicher nicht "nett". Höchstens freundlich, wenn angebracht, und lieb, wenn geht. Darum liebe ich Dich ja auch!