In Wien halten nicht mal 50 Prozent aller Ehen, so berichtet heute ORF.at in Schwieriges Glück.

Einerseits gefällt mir das, denn der Gedanke an eine fortgeführte, unerträgliche Beziehung ist schrecklich. Andererseits ist es - wie es der Natur der Sache entspricht - traurig. Die Liebe auf ewig ist nicht mehr. Vielleicht hat sich das Paar so plötzlich entliebt, wie es sich verliebt hat. Aus unerklärlichen Gründen, aber es geht einfach nicht mehr. Meistens hat es einer als Erster gesagt, der andere, der es auch gespürt (oder auch nicht) hat, ist gekränkt. Klar.

Ein Heiratsantrag ist das romantischste Kompliment, das ich kenne. Das einzige Leben, das jemand hat, will er mit Dir teilen. Er hält Dich für den liebenswertesten Menschen, den er bisher kennen gelernt hat und hält es auch pro futuro - so ist zumindest das Konzept - für unwahrscheinlich (oder konservativ: für unmöglich), jemanden kennen zu lernen, der noch besser passt. Dieser Jemand hat Deine Einzigartigkeit erkannt. Und das ist die Liebe. Wir alle unterscheiden uns. Jeder kennt das Blabla von "wer ist schon normal, wir sind alle verschieden". Aber bei wem erkennt man schon die Unterschiedlichkeit zu allen Anderen? Bei den Verrückten und bei denen, die wir lieben.

"Die wollt' mich immer heiraten", sagt ein lieber Bekannter in abwertendem Ton über seine Ex. Warum soll das schlecht sein? Wenn er nicht will, muss er nicht. Aber immerhin gab es irgendwann Eine im Leben dieses lieben Bekannten, die sich vorstellen konnte, mit ihm ihr einziges Leben zu teilen.

Hey, ich abonnier' Dich! Vielleicht ist die Gefahr einer Ehe die gleiche wie bei einem Zeitschriften-Abonnement. Man liebt eine Zeitschrift und subkribiert sie gegen eine Gebühr. Dann wird sie zugestellt und plötzlich verschlingt man nicht mehr jede Ausgabe, sondern wirft sie erstmal in ein Eck. Bis die nächste Ausgabe rauskommt, die man grad mal eben durchblättert (oder umgekehrt).

Einen Heiratsantrag müssen sich die Eheleute möglicherweise täglich neu machen, damit es funktioniert. Oder jedenfalls immer wieder neu. Immer wieder nicht bereuen, dass man neben diesem und keinem anderen Mann aufwacht. Immer wieder glücklich darüber sein, dass man keine Optionsscheine auf anderes Glück horten muss.

Ganz schön neunmalklug für Eine, deren längste Beziehung das vierte Jahr nicht überlebt hat, was?

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