Am Wochenende ergaben sich gleich mehrere Diskussionen, die durch genügend Alkohol vermeintlich nicht mehr nur an der Oberfläche kratzten, über einen Klassiker der "Wir diskutieren, um die Welt zu verstehen"-Themen: "Männer fürchten sich vor starken, intelligenten Frauen, weswegen diese leider Single bleiben müssen", lautete in unterschiedlichen Formulierungen die Arbeitshypothese. Sogar Elfriede Jelinek wurde zitiert, die diesen Standpunkt nämlich angeblich auch vertritt.

Stimmt's? Sind Frauen, die sich bemühen, jederzeit dem Gespräch folgen zu können, schlagfertig zu reagieren und den einen oder anderen Satz zum jeweiligen Gesprächsgegenstand beizutragen, wirklich hoffnungslose Fälle? Und wenn ja, warum? Siegt insgeheim die doofe Frau (oder die, die Dummheit täuschend echt spielen kann) im Bett und an der Seite begehrenswerter Männer?

Dummfrau zur Entspannung gesucht Männer stehen zweifelsfrei unter größerem Druck als Frauen: Sie müssen sich beweisen in diesem Leben, erfolgreich sein, reich werden, g'scheit sein. Und all das in einem perfekten Körper. Da kommt eine Frau, die nicht zu fordernd ist, weil sie ganz deutliche Merkmale von (zumindest geistiger) Unterlegenheit hat, begrüßenswert entspannend daher. Mehr braucht der Mann nicht. So ungefähr lautet der Succus der Wochenenddiskussionen.

Alles falsch, sage ich. Zwar gibt es nichts, was den Verdacht entkräftet, dass es Frauen mit ausgeprägter Persönlichkeit und Geistesschärfe auf dem Liebesmarkt ein bisschen schwerer haben, aber die Gründe liegen daneben.

Der falsche Kampf Der Schlüssel zu diesem Geheimnis liegt beim Konkurrenzverhalten. Mit wem steht die starke Frau im Wettbewerb? Mit anderen Frauen - oder mit Männern? Jene, die sich mit Männern messen, haben einerseits nicht die "Waffen einer Frau" im Repertoire (was beim Anbahnungsprozess hinderlich sein kann) und andererseits eine Beziehung zu Männern, die das Kumpelhafte - me and our buddys, who is the fastest? - betont.

Eine Frau, die im übertragenen Sinn ständig Armdrücken will und den Mann prompt scharfzüngig verlacht, wenn er mal unterliegt, ist nicht gerade der Traum vom kleinen Glück. Stark und begehrt passt gut zusammen. "Ich will trotz BH ein Mann sein" und begehrt weniger.