Diese Werbung kenne ich, mein Cousin Michi hat sie mir zugemailt. Ich schicke sie Dir! (vorausgesetzt, ich finde sie noch)-

Das ist aber eine ernsthafte Gewichtungsfrage... Eine Kondomwerbung wichtiger als das mit der Depression? Depression befällt sehr viele Menschen im Lauf ihres Lebens. Im Vorjahr wurde bei mir bei einer Gesundenuntersuchung eine Depression vermutet. Ich weiß bis heute nicht, ob ich eine hatte oder nicht. Das, was ab einem Monat nach dieser Untersuchung mich fast ein Jahr beschäftigt hat, hat mich derart abgelenkt, dass ich es nicht weiß.

Probleme und Anlass zur Trauer waren plötzlich benennbar und hatten einen akuten Anlass. Das ist nicht gerade das Diffuse, scheinbar Grundlose einer Depression. Johanneskraut, eine gute Therapeutin und vor allem meine Freunde und mein neu entdecktes "Bei mir sein" gibt mir wieder ein Gefühl, das unfassbar ist - und mich sogar zu einem Eintrag hingerissen hat, nach dem Du ja schon fast einen religiösen Schub vermutet hast ...

Es tut mir Leid, das von Deiner Schwester zu lesen. An sich ist eine Depression nach Abschluss des Studiums ja relativ häufig, aber nicht immer so schlimm. Irgendwann kommt peu a peu wieder die Freude zurück.

Was mir geholfen hat, ist zu intim für hier. Ich schreibe es Dir bei Gelegenheit oder gestehe es am Telefon.

Wieso sollte man die Gruende, die einen in depressive Verstimmung bis hin zu echter Depression treiben, nicht benennen koennen? Ich kann mir nur vorstellen, dass manche vielleicht die Gruende nicht wahrhaben wollen (weil das als Folge Aenderung des Lebens bedeuten muesste, was die meisten nicht - schon gar nicht, wenn man depressiv ist - in Angriff nehmen wollen, denke ich), sie also eher wegschieben, auch vor sich selbst.

dann wundern und verstören einen Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Gefühllosigkeit aber nicht so wie wenn man sich über den Grund im Klaren ist.

Natürlich kann man über Wegschieben spekulieren, viel wahrscheinlicher scheint mir jedoch, dass Gründe passend zur emotionalen Stimmung gefunden werden.

Und so konstruktivistisch ich sonst an die Welt herangehe, habe ich doch den Eindruck, das biochemische "Aus-der-Bahn-geworfen-Sein" einer endogenen Depression ist nochmal etwas ganz anderes...

synta, Du kannst Dir keine Lebensumstaende vorstellen, die zu einer Depression fuehren koennen? Fuer manche davon kann man nicht einmal was. Mobbing-Opfer waeren ein Beispiel. Oder Ueberlastung (kann ich als Beispiel Frauen bringen, die durch Mehrfachbelastung ausbrennen, wobei da die Folge auch Depression sein kann), usw., usw.

Was endogene Depression angeht, mag sein, dass es das gibt, es gibt aber auch Studien, die besagen, Therapie stellt das chemische Gleichgewicht im Gehirn genauso wieder her wie Medikamente. Muss mal im Web danach suchen, ich glaub, ich hab das aber woanders gelesen. Wenn ich es finde, poste ich es.

Hab auch mal gelesen, dass dieses chemische Ungleichgewicht durch lange Belastungen entstehen kann, d. h. selbst das waere also nicht grundlos da. Was eigentlich zu der Studie passen wuerde.

Wenn es stimmt, waere das Positive daran, dass es grundsaetzlich mal besser werden kann, dass es eben nicht das grosse Unbekannte ist, quasi das "spinnerte" Gehirn.

mir Lebensumstände vorstellen, die in die Depression führen, klar. Gleichzeitig arbeiten Psychotherapeuten ja an dem Aufbau von "resilience", also quasi die Unverwüstbarkeit auch unter widrigen Umständen - und dieses Konzept macht ja auch insofern Sinn, als dass jede/r wohl nicht nur Menschen kennt, die "ohne Grund" depressiv sind, sondern auch solche, die aufgrund ihrer Lebensumstände schon längst depressiv sein müssten, sich aber ganz wacker halten...

Also, natürlich ist Depression ein Zusammenspiel zwischen externen und internen, auch biochemischen Faktoren. Aber ich finde Dein Statement "Gruende nicht wahrhaben wollen (weil das als Folge Aenderung des Lebens bedeuten muesste, was die meisten nicht - schon gar nicht, wenn man depressiv ist - in Angriff nehmen wollen, denke ich), sie also eher wegschieben, auch vor sich selbst" schwierig, weil wenig hilfreich in dem Sinne, dass es eine weitere Schuldzuweisung auf die depressive Person macht. Davon hat sie aber schon genug, insofern mag ein wenig "externale Attribution" an der Stelle sehr unterstützend sein.

Menschen sind verschieden. Manche halten viel aus, manche weniger. Glaub auch, dass manche vielleicht eher dazu neigen, was weiss ich, Magengeschwuere zu kriegen, und manche neigen mehr zu Depression, wenn die Lebensumstaende schwer ertraeglich sind. Und andere stecken es einfach weg.

Die Gruende wegschieben, das ist keine Schuldzuweisung. Wenn's zuviel wird, ist das normal, dass man versucht, einfach irgendwie weiterzumachen. Bis man vielleicht nicht mehr kann (siehe ausbrennen, wie ich oben gemeint habe). Hat mit Schuld gar nichts zu tun. Und letztendlich wuerde ich es angenehmer finden, zu wissen, ich kann selbst was tun, mein Leben nachhaltig aendern, und es ist nicht mein Kopf, der einfach grundlos in einem chemischen Ungleichgewicht ist.