das loggen als solches wohl zur diskussion. eine frage die mir schon seit längerem durch den kopf geht. warum (b)loggen wir? was für einen sinn hat es, persönliche gedanken oder meinungen fest niederzuschreiben? genauso gut könnten wir auch ein tagebuch schreiben, doch das würde niemand lesen (außer wir zeigen es her). durch ein weblog fordert man andere blogger doch defacto heraus mitzureden, man stellt seine ansichten zur diskussion, will feedback und mehr. im netz hat man die möglichkeit mit menschen zu diskutieren, die man irl nicht treffen würde oder wo man selbst bei einem treffen nicht sofort über gedanken übers ändern (ad voriger beitrag) reden würde.

ein blog bietet diese chancen, die risiken liegen im unabänderlichen (defacto) sein des geschriebenen wortes. außerdem fehlt dabei auch der mensch als solches, seine mimik, gestik, sein geruch. somit ist das bloggen eine reduktion der diskussion auf das geschrieben wort, brieffreundschaft in realtime sozusagen. ich bevorzuge die realtime zwischenmenschliche kommunikation bei weitem, im moment bin ich aber froh auch über mein weblog mit menschen, die in sonst nicht treffen würde, in kontakt zu sein.

ich hab auch schriftlich kein Problem damit, meine Meinungen minuetlich zu aendern. ;-)

Bin eher froh, dass ich nicht so festgefahren bin, mich auch von "festgeschriebenen" Dingen nicht einschuechtern lasse (trotz Suchmaschinen und weltweit liest es erstens eh nur ein ganz kleiner Teil, zweitens bin ich fuer die meisten eh nicht so interessant und drittens ist es trotzdem nicht in Stein gemeisselt - obwohl ich nicht weiss, ob die Handwerker im 3. Stock nicht gerade genau das mit meinen Postings tun ...), vielleicht bin ich aber auch hochneurotisch, weil das, was ich tue (auch "muendlich") von manchen Seiten als laut Denken bezeichnet wird. ;-) Ich werd mich trotzdem nicht weiter drum scheren, wenn es kein Internet gaebe, dann wuerde ich wahrscheinlich lausige Gedichte schreiben.

ich mein, beim sprechen in echt kommt mehr bei rum, weil man weitaus besser reagieren und korrigieren kann. daß es in echt flüchtiger ist, glaub ich nur in bezug auf ohne protokoll geführt. von angesicht zu angesicht hat man größere chancen, jemanden zu erreichen oder sich mit neuen aspekten erreichen zu lassen.

weblog, find ich zum dahin quatschen aus unterhaltung. ist ja nur internet, und da gibts auch viel lug und trug.

bei ernsten meinungsunterschieden, hat man eh null chance und führt zu nix. also so unterschiedliche meinungen sammeln funktioniert, aber mit ergebnis und so, glaub ich net so dran. frage ist auch, ob jemand ein ergebnis sucht.

Ich denke, daß bereits viele Tagebücher der prä-Blogging-Ära "mit dem (späteren) Leser im Kopf" geschrieben wurden. Gar manches klingt so, auch so geschliffen, und der Leser wie auch der fiktive Leser machen ja absolut Sinn: man reflektiert bereits in einem "Originaltext" mögliche Antworten eines Mitmenschen, denkt also in gewisser Weise sozial. Das gesprochene Wort ist selbstredend in noch weit höherem Maße oft und oft Reaktion auf ein Gegenüber, dessen Präsenz aber auch zu unbedachten Äußerungen reizt - damit das Gespräch weitergeht. Je nach persönlicher Disziplin, die btw keinen Wert an sich repräsentiert, bietet die Schriftform Gelegenheit, die Sinnhaftigkeit des Aus-Gesagten "strenger" zu prüfen, also mitunter eine Meinungsäußerung zu unterlassen. Das ist allerdings wiederum eine Möglichkeit, die das Gespräch an Telefon, Theke und Teilchenbeschleuniger eigentlich auch bietet, man muß sich, wenn man's denn möchte, nur erst daran gewöhnen, unter Umständen minutenlang nichts zu sagen - sobald man bemerkt, daß die Sätze, die einem durch den Kopf schießen, den gefühlten Kern einer Sache verfehlen. Und man muß, klar, insbesondere am Telefon, ein entsprechendes Gegenüber haben. Ich habe das in den vergangenen Wochen erleben dürfen und gelernt.

Ich lese, selbstverständlich, "zusätzlich", insbesondere Bücher; die Tageszeitung empfinde ich zunehmend als Zeitverschwendung.